Samstag, 14. Juli 1979

Uptown Girl 7


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Uptown Girl 7



Vamos a la playa !


Der Campingplatz an der Costa Brava war Anna seit ihrer Jugend bekannt, hier war sie sozusagen während der letzten zehn Sommer, als Kind aufgewachsen. Hier kannte sie sich aus und konnte unbekümmert am Strand liegen, nicht aber doch ab und zu an Wolfgang und seiner schweren Maschine zu denken. Jedoch neue Leute am Strand kennen zu lernen, fiel Anna nicht schwer, und schon bald lag sie, statt mit ihren Eltern, lieber mit Sabine, Dietmar und Ulli zusammen auf den nach Kokosöl riechenden Bastmatten, um sich die ersten Sandflohbisse und Sonnenbrände einzufangen, während sie Rod Stewarts „Baby Jane!“ lauschten. Die heiße Sonne Spanien tat ihr übriges und Anna zahlte den ersten Tribut.


Da half auch kein Sonnenöl von Piz Buin, um das nahende Übel zu vereiteln. Annas Schultern pellten sich schon nach wenigen Tagen rosarot und zart fleischig, und von dem Sonnenbrand auf dem Fußspann und in den Kniekehlen wollte sie erst gar nicht sprechen.


Es war doch nicht so gut gewesen, so still zu halten, als Dietmar ihr am Strand so offensichtlich nah kam, von wegen eincremen und so. Diese diverse „unwichtigen“ Partien schien der gute Junge im Eifer des Gefechtes übersehen zu haben. „What a feeling!“


Damit erledigte sich also auch ganz schnell das Thema „Dietmar“ und die nächsten Abende an der Tischtennisplatte, dem Treffpunkt der Campingplatz- Jugendlichen, fragte Anna (deren Schultern mit Penatencreme zu gepappt war) Dietmar nicht mehr, ob er beim Rundlauf in seinem turbo „Enjoy Cocaine“ – T-Shirt mit machen wollte.

In den nächsten Tagen lieh sich Anna ein High Fly- Surfbre, um Dietmar am Strand aus dem Weg zu gehen und erprobte sich im Kampf gegen die Naturgewalten, sprich den hiesigen Wellen.


Aber es dauerte nicht lange und das Segel lag achtlos am Strand, während sich Anna auf der Brett treiben ließ und ihrem abgepellten Rücken den Rest gab. Nach einem Sprach- und surfigen Crash-kursus mit ein paar „Top Fitten“ Schweizern und Holländern lag Anna abends platt in ihrem kleinen Zelt vor dem Wohnwagen ihrer Eltern, und reagierte nicht mehr darauf, als man ihr Zelt nächtens mit kleinen Kieseln bewarf und an der Reißleine zog, um zu sehen, ob sie schon im Bett ( bzw. auf der viel zu kurzen Textilluftmatratze ) lag, deren Luft unbekümmert und portionsweise verströmte.



Alles in einem war der Spanienurlaub mehr als gelungen, außer dass Annas Weisheitszähne wuchsen und auf Dauer auch keinen Sinn bei gegrillten Rippchen und Würstchen am Lagerfeuer machten. Kartoffeln wurden in Alufolie hüllte und in die Glut geworfen, und alle Urlaubsbekannten verewigten sich in Annas stoffbezogene Diarys mit ein paar lieben Zeilen. (( die schon einem Eintrag in dem ledergebundenen Gästebuch ihrer Eltern daheim glichen.))


Und dann wurde sich am Strand, unter Tränen im Mondlicht verabschiedet... carried away, by the moonlight shadow..., .. als Anna endlich nach vier langen Wochen ihr braun / beiges Jugendzimmer und den grünen Teppich betrat, schwor sie sich, die nächsten elf Monate, keinen 4.5o Meter großen/ kleinen Wohnwagen zu betreten. Sehnsüchtig schaltete sie den Fernseher an, um den drei Engeln für Charlie ein Buenos Dias zu hauchen und an die letzten Zeilen zu denken, die sie in Spanien in den Sand geschrieben hatte.


" Es ist der kräftige Nordostwind,

der die Pinien an den alten Küstenstraßen beugt und zerzaust.

Auch wenn der Mistralwind mal nach lässt,

richten sie sich nicht wieder auf!"


Aber ich werde zurück kehren ... ANNA


© Capri

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