Donnerstag, 21. Juni 1979

Uptown Girl 6


Uptown Girl 6


Am nächsten Tag traf sich Anna mit ihrer Freundin in der Stadt, um sich im Bazaar de Cologne neue Fioricci und Lacoste- Klamotten anzusehen. Im wissen um die unerschwinglichkeit dieser teuren Markenartikel, griffen sie schluß endlich dann doch nach den blauen Fruit of the Loom- T-Shirts und den dunkelblauen Edwin-Jeans, mit der Naht nach innen. Rote Espandrillos, oder im Fachjargon Alphagattas genannt, fielen ihrer Kaufwut zum Opfer. Ein weiterer, mit mehr reihigen Volants, benähter Miniroc wurde vom rarer Taschengeld gekauft, sowie zwei Nietengürtel in rot und weiß. Dazu zwei verschiedene rote Plastik-Ohrringe, in Tropfenform ( mit einer echten Feder dran), und ein weißer Armreif, der sich auf ihrer braunen -FreibadnachderSchule-Haut richtig gut machte, komplettierte den Shoppingausflug.



„Ich brauche noch Sonnencreme und After Sun für meinen Spanien-Urlaub!“ fiel Anna ein und sie rannte mit Gaby in die nächste Stadtapotheke, um sich am Geschäftsthresen einige Pullmoll zum Schnellverzehr heraus zu drehen, und sich ein Medi und Zini- Poster zu den Sonnencremetuben einpacken zu lassen.

„Wirst du heute Abend auch wieder Formel Eins, mit Ingolf Lück sehen?“, fragte Anna Gaby, als diese Anna an der rechten Schulter mit ihrem Mokick nach Hause zog. Anna bestätigte Gabys Frage freihändig fahrend und Brauer Bär- lutschend, zwischen dem Karamel-Kern und der Schokolade, dass sie gelesen hätte, dass David Bowie’s neues Lied „Little China Girl“ vorgestellt werden würde.



„Ich freu mich drauf, wir können ja danach noch mal kurz telefonieren, war schön mit dir.. bis denne!“, verabschiedete sich Anna und düste trampelnd nach Hause.

Abends erinnerte Gaby Anna am Telefon, dass sie am nächsten Tag bloß nicht Mel Sandocks Hitparade auf WDR 2 verpassen sollte! „Sounds a Bounds??? Ach was, wie könnte ich das vergessen, dass muss ich noch schaffen, wenn ich nach Spanien noch einigermaßen gute Mucke mit nehmen will. Ich fahre ja erst am Wochenende. Vielleicht hab ich ja sogar noch Glück, und kann mir Rockpalast, mit all den Stars wie Nena, Little River Band, Robert Palmer, Man at Work und so weiter ansehen.“

„Du hast es so gut!“, stöhnte Gaby, „ich muss in den bayerischen Wald, zu meinen Verwandten!“ *g


„Ich schick dir eine Postkarte.. mit aufgenähtem Flamenco-Kleid!“, frotzelte Anna.

Sommerferien ... Nun konnte die Reise beginnen, Musik dröhnte im Walkman, der Snoopy- Rucksack war gepackt, u. a. mit einem Vier- gewinnt- Reisespiel und einem Sarah- Kay-Block für Nummernschilder- Sätze basteln.



„Wann sind wir endlich da?“, maulte Annas kleine Schwester, während der Mercedes mit neuer Rückscheibe und nachziehendem Eifelland- Wohnwagen durch halb Deutschland, Schweiz und Frankreich düste.

„In drei Tagen!“, antwortet der Vater in gelassenster Ruhe, die einem nur den Angstschweiß eines Marlboro-Urlaubes abenteuerlich spüren ließ.



„Denn wir haben ja schon jetzt U R L A U B!“ schob er eindringlich hinterher. Gegen Abend wurde auf einem Autobahnrastplatz, neben etlichen Michelin-Männchen ausgerüsteten LKW`s aus allen Herren Ländern geparkt.


Annas Mutter zückte den silbernen Dosenöffner und schüttete den Inhalt eine Feuerzauberkonserve in einem weißen Emaille-Topf, um diesen dann auf den Gasherds des Wohnwagens zu stellen. Mit ungetoasten Weißbrot, löffelte sich die Familie die warme Suppe in den Bauch, um dann nach diversen Umbauten des Eifellandes, neben den laufenden Kühlaggregaten der LKW’s vorfreudig auf die spanische Sonne einzuschlafen.


© Capri

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