Uptown Girl 4
„Hi, ich bin der Joop und wer bist du?“
„Ich heiße Anna und deine Anmache ist recht billig, wie euer Kaffee!“
Joop lachte und antwortete:
„Sprich nicht so schnell, sonst verstehe ich dich auch nicht, kommst aus Duitsland?“
Anna schmunzelte nickend und zeigte auf Joop’ s Sticker, die er an seiner hellen Jeansjacke trug.
„Ist das hier in Holland Mode? Soetwas kenne ich gar nicht!“
„Suche dir einen Button aus, ich schenke dir einen Sticker als Erinnerung!
Aber dafür spielst du mit mir und meiner Clique Wahrheit oder Pflicht,
da hinten an dem Tisch, kennst du das wenigstens?“
„Solange du nicht Flaschendrehen oder Schnick- Schnack- Schnuck mit mir spielen willst!“
„Was hälst du von Schiffe versenken?“, lachte er sie an und ohne lange zu überlegen, zog Joop Anna mit über die Tanzfläche und stellte sie seinen Freunden vor.
Einige Stunden später verließ Anna den Tanzschuppen mit roten Wangen, klopfenden Herzen und einem „ Joe Cool“ Snoopy-Sticker auf ihrem hellblauen Blouson.
In ihrer zittrigen Hand hielt sie einen weiteren Zettel.
Joop, der Holländer, der nicht nur gut aussah, sondern die schönsten und unverständlichsten Komplimente machen konnte, hatte ihr seine Adresse gegeben,
nachdem er sie Zungenschlagend abgeküsst hatte. Sein „Damit du mich nicht vergisst, Lady!“ klang ihr noch nachhallend in den Ohren.
„Wo warst du?“, fragte Annas Mutter mit verheulten Augen, als Anna schwebend auf dem elterlichen Stellplatz zurückkehrte.
„Tanzen.. vorn, am Eingang des Campingplatzes, was ist denn passiert?“
„Ein paar randalierende Holländer haben uns so einen blöden Briefkasten
in die rückwärtige Windschutzscheibe geschmissen, da schau mal,
auf dem Rücksitz liegt das Mistding noch!“
„Und wo ist Papa und die Kleene?“
„Deine Schwester schläft schon längst
und Papa ist bei der Polizei, er lässt dort das Unfallprotokoll aufnehmen!“
„Meine Güte! Was für eine Panik, und nun fängt es auch noch an zu regnen!“
Hals über Kopf wurden nicht nur Planen in das Vorzelt gelegt, sondern auch über den Mercedes gespannt, um das Schaden nicht noch mehr zu verschlimmern. Der Rasen um den Wohnwagen weichte zusehends auf und Annas Mutter bekam eine Krise nach der anderen. Annas Vater erklärte später nach dem Polizeibesuch, dass er zurück nach Aachen fahren müsste, um eine neue Scheibe für den Wagen zu besorgen.
„Und was ist mit unserem schönen Campingwochenende?“, heulte Annas Mutter.
Annas Vater reagierte nur noch entnervt, ähnlich wie bei schief eingetrimmten Heringen.
„Leiht euch von mir aus eins von den verdammten Fiets bei den Holländern aus und radelt nach Valkenburg, geht in die Steinkohlemiene oder von mir aus einen Weinladen besuchen, schaltet zumindest irgendwie den Scheiß Landregen ab
und schwört mir, dass wir Pfingsten nie wieder nach Holland zum Campen fahren!“
Anna musste grinsen und faltete in ihrer Hand den Zettel von dem unbekannten Jungen auf der Autobahn, mit dem Adressenzettel Joop's zusammen. Auf der heimatlichen Kirmis hätte sie sicherlich nicht minder so viel Spaß gehabt, wie an diesem Pfingstwochenende in Holland. Nach dem Einsetzen der Autoscheibe am nächsten Morgen, fuhr die Familie ohne die mitgeschleppten Nachbarn, wieder gebeutelt, Kaffee, Blumen und Guldenlos nach Hause und weder Valkenburg, noch Joop, oder der Junge von der Autobahn sahen Anna jemals wieder.
© Capri
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