Samstag, 13. Januar 1979

Uptown Girl 1

Uptown Girl


Hier

bin ich,

hier

sehe ich mich an,

und frag mich,

dann und wann:

„Bin ich`s?“



Langsam, mit ein paar gezielten Bleistiftzeichnungen füllte sich das weiße Blatt vor Anna mit den liebsten Titelhelden, die sie aus Büchern und Fernsehsendungen kannte.


Ein paar Spiralen wurden über Snoopys Kopf schraubend gezeichnet und eine Sprechblase mit „Mir wird schlecht!“ gefüllt. Ihr Blick flog durch das Jugendzimmer, haftete kurz am Teeregal, an den Porzellan Teeservice mit Bambusmalerei und den Earl Grey und anderen halbleeren Mango-Teedosen.


Gähnend schob sie das Blatt zur Seite und nahm den zweiten Skizzierversuch in Angriff. „Hmmm, was kann ich denn noch?“ Der Blick wanderte weiter zum Buchregal, wo sich kleine Bücher von Charles M. Schulz und seinen Peanuts befanden.„ ... und zu Snoopy gehört nun mal auch Woodstock!“ Anna setzte den Stift an und malte weiter.


Der kleine gelbe Vogel plusterte sich wenige Minuten später auf einem kahlen Asten unterhalb Snoopys Hundehütte auf und gab keinen Piep von sich, als sie den Zeichenblock zur Seite räumte.


„Mir ist langweilig! Ich könnte zwar noch Franklin, Lucy, Linus, Sally, Peppermint Patty und Charlie Brown dazumalen, aber irgendwie haut es mich heute um, vor Langeweile. Keine Freundin ruft an, nichts ist um diese Zeit im Fernsehen

und Radio hören hab ich auch keinen Bock!“ Mit ein paar geschickten Handbewegungen malte sie mit einem vierfarbigen Kugelschreiber in dick bewolkten Buchstaben ihren Namen auf ihre Hand, und versuchte eine Giraffe von Mordillio daneben zu quetschen.


„Damit müsste ich mal in der Klasse die ganze Tafel voll schmieren, dass wäre in der Klasse echt der Hit!“ Anna schlug mit ihrer bemalten Hand eine Illustrierte auf,

die sie von ihrer Mutter mit hoch in ihr Zimmer genommen hatte und kritzelte gleichgültig die dort abgebildeten Hochglanzgesichter irgendwelcher Prominenter voll. „Ich weiß nicht, was ich tun soll!“, maulte sie Schnurrbart und Brille malend herum und begann leise ein Lied ihrer Lieblingsgruppe zu summen.

„The dreams in which I`m dying, are the best I ever had!”


© Capri

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